Voller Vorfreude warteten wir aufgeregt am Flughafen, um unsere Austauschschülerinnen aus Lanzarote zu empfangen. Wir freuten uns riesig, sie nun persönlich kennenzulernen. Als sie endlich im Empfangsbereich erschienen, begrüßten wir sie herzlich und stellten ihnen ihre Gastfamilie vor.
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht viel über sie. Aber wir wussten, dass sie genauso viel Freude am Schreiben haben wie wir. Dass sie genauso eine Menge an Ideen haben. Dass sie genauso interessiert an anderen Kulturen sind. Diese Gemeinsamkeiten reichten erst einmal aus, um Sympathie füreinander zu entwickeln. Dank amerikanischer Autor*innen, die uns in regelmäßigen Online-Meetings das „Handwerk“ nähergebracht hatten, welches man braucht, um eine lesenswerte Geschichte zu verfassen, hatten wir eine genaue Vorstellung davon, wie wir unsere Geschichten schreiben würden. Von der Frage „Wie fange ich an?“ bis hin zu „Was zeichnet spannende Charaktere aus?“ hatten uns die erfolgreichen Schriftsteller*innen in die Art und Weise ihres Arbeitens eingeweiht und im Anschluss ihrer Präsentationen unsere Fragen beantwortet.
Am nächsten Tag trafen wir uns in der Aula, wo wir uns gegenseitig vorstellten. Gleich darauf begrüßten Frau Prof. Happenhofer, Frau Prof. Hagmann und Frau Prof. Pérez die spanische Gruppe. Während die spanische Gruppe Manner-Schnitten überreicht bekamen, wurden wir von den spanischen Lehrern José Luis und Olga mit Keramikmagneten aus Lanzarote beschenkt. Anschließend stellten uns die Spanierinnen sich und ihre Schule vor. Nach einer kleinen Stärkung am Buffet mit Fruchtsäften und Lebkuchen arbeiteten wir an unseren Kurzgeschichten weiter.
In der großen Pause führten wir unsere Gastschwestern durch Baden. Sie waren vor allem von der Weihnachtsdekoration sowie von den geschmückten Weihnachtsbäumen fasziniert. Danach ließen wir unserer Kreativität zwei weitere Stunden freien Lauf. Den Nachmittag bummelten wir in der SCS, wo die Gastschülerinnen sehr erstaunt von der Vielfältigkeit der Geschäfte gewesen waren.
Am Dienstag widmeten wir uns unseren Buchcovern. Dafür zeigte uns Herr Prof. Hagmann wie man mithilfe der KI „Playground AI“ realistisch aussehende Charaktere erschaffen kann. Nach seiner Einführung entwickelten wir mit dem Programm unsere eigenen Ideen und entwarfen schließlich ein Bild für unser Probecover. Anschließend luden wir die App „Inkscape“ herunter, wo wir unsere Bilder einfügen und bearbeiten konnten. Nun probierten wir uns am Titelentwurf und hatten am Ende dieses aufschlussreichen Vormittags jeweils ein fertiges Probecover. Auf Wunsch der spanischen Gruppe trafen wir uns am Nachmittag zum Eislaufen in der Eislaufhalle in Traiskirchen. Obwohl alle Spanierinnen zum ersten Mal in ihrem Leben eislaufen waren, schlitterten einige bereits schon ganz allein auf dem Eis- und das nach nur zwei, drei Runden an der Hand. Andere wiederum schnappten sich zur Sicherheit eine Eislaufhilfe in Form eines Zwerges oder Pinguins.
Nachdem wir die ersten beiden Tage in der Schule an unseren Kurzgeschichten gearbeitet hatten, war die Freude auf Wien groß. Als wir die U-Bahnstation verließen, gelangten wir über Rolltreppen mitten auf Wiens „Plaza Mayor“, dem Stephansplatz, wo der Stephansdom uns mit seiner atemberaubenden Höhe beeindruckte. Aufgeteilt in kleinen Gruppen besichtigten wir Wiens Altstadt. Wir betraten den Stephansdom, spazierten durch enge Gassen, blieben bei Souvenir-Geschäften stehen und betrachteten das Mozarthaus.
Im Anschluss besuchten wir das interaktive Museum „Time travel“, in welchem wir die Geschichte von Wien hautnah und mit allen Sinnen miterleben konnten. Angefangen bei der Rattenpest und den Türkenbelagerungen bis zur Gegenwart durchlebten wir alles „hautnah“ im Schnelldurchlauf. Selbst die Habsburger stellten sich uns persönlich vor. Besonders eindrucksvoll war die nachgestellte Bombenwarnung aus dem 2. Weltkrieg, wofür wir einen Bunker betraten, um dort die Warnung sowie den Bombenangriff zu verfolgen. Zum Schluss bestaunten wir in einem fliegenden Fiaker Wien und seine Sehenswürdigkeiten von oben.
Auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt am Rathausplatz brachten uns die Austauschschülerinnen aus Lanzarote übliche Redewendungen bei, die ausschließlich auf den Kanarischen Inseln verwendet werden. Passend zum kalten Wetter bei uns haben wir am meisten „¡Fleje pelete!“ gerufen, was so viel wie „sehr kalt“ bedeutet, wobei die typische, schwungvolle Handbewegung nicht fehlen darf. Am Weihnachtsmarkt angekommen, schlenderten wir an den verschiedenen Ständen vorbei und ließen uns die Leckereien schmecken.
Donnerstags besuchten wir die Wiener Staatsoper. Trotz Startschwierigkeiten kamen wir alle rechtzeitig an, um an einer sehr interessanten Führung teilzunehmen. Neben ihrem vielfältigen Programm sowie ihrer Geschichte, konnten wir sogar von den Plätzen der obersten Preiskategorie einen Blick auf die Bühne werfen, auf welcher gerade das Bühnenbild für die nächste Aufführung aufgebaut wurde. Gleich im Anschluss ging es weiter zum Schloss Schönbrunn, wo wir ein wenig durch den Schlosspark spazierten. Trotz des eisigen Windes waren wir in bester Stimmung und ließen uns von der Kälte nicht hetzen, sondern schlenderten in aller Ruhe, insbesondere die spanischen Schülerinnen, durch den Park und machten Fotos. Danach gingen wir zum Weihnachtsmarkt vor dem Schloss, wo wir uns und unsere Hände mit Punsch wärmten.
Unseren letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir wieder in Baden. Trotz Regen und Kälte gingen wir hinaus und wanderten zum Rudolfshof. Im Warmen angekommen, setzten wir uns in Gruppen zusammen, um Berichte über unsere gemeinsame, viel zu schnell vergangene Woche zu schreiben- während wir Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster genossen.
Am Nachmittag trafen sich ein paar am Weihnachtsmarkt im Kurpark, um das letzte Mal zusammen Punsch zu trinken. Plötzlich, wie aus dem nichts, tauchten José Luis und Olga auf, die sich uns anschlossen. Da unsere Austauschschülerinnen so sehr von dem Geschmack der mit Schokolade überzogenen Früchte begeistert waren, verbrachten wir eine geraume Zeit vor diesem Stand. Obwohl wir deswegen lange in der Kälte vor ein und demselben Stand standen, war es sehr amüsant und für uns sehr beeindruckend zu sehen, wie persönlich die Beziehung zwischen den spanischen Schülerinnen und ihren Lehrkräften ist. Allmählich bekamen wir Hunger und machten uns auf der Suche nach einer Pizzeria, die noch kurzfristig für 15 Personen Platz hatte. Glücklicherweise fanden wir eine, in der die Kellnerin uns mit viel Geduld und Freundlichkeit begegnete. An diesem Abend ließen wir die vergangene Woche noch einmal Revue passieren und erinnerten uns an die allerschönsten Momente.
Ihren allerletzten Tag verbrachten die Spanierinnen zusammen mit ihren Gastfamilien. Ob Schlitten fahren, Ski fahren, Falco- Musical oder typisch österreichisches Essen- die Familien bemühten sich sehr, um ihrem spanischen Familienmitglied einen schönen Abschluss zu bieten.
Diese Woche war nicht nur wunderschön, sondern auch sehr bereichernd. Wir haben viel erlebt, gelacht, in Spanisch bzw. Englisch gesprochen und neue Leute kennengelernt. Alle haben sich unglaublich gut verstanden und wir können es kaum erwarten, unsere Austauschschülerinnen in Lanzarote wieder zu sehen.
Mia Weissmann